Was ist Leben im Göttlichen Willen?

So wie Gott im Alten Testament durch Propheten sprach, so erwählt Gott auch in unserer Zeit immer wieder Personen, um durch sie den Menschen eine besondere Botschaft zu geben. Eine dieser Propheten ist Luisa Piccarreta. Sie lebte von 1865 bis 1947 in Corato in Italien. Jesus sprach zu ihr über viele Jahre vom Leben im Göttlichen Willen. Die Menschen sollen erfahren, dass sie diese Göttliche Gabe wieder empfangen können.

Frage - Antwort

Die drei göttlichen Personen der Dreifaltigkeit – Gott Vater, Gott Sohn und der Heilige Geist – sind ganz eins in ihrem Willen. Alles was der himmlische Vater will, das will auch Jesus und der Heilige Geist. Weil sie einen Göttlichen Willen haben, deshalb lieben sie einander auch in gleicher Weise. Auch alle anderen Eigenschaften Gottes, wie die Barmherzigkeit und die Gerechtigkeit werden von diesem einen Göttlichen Willen geleitet. Es gibt in Gott nichts, wo sein Wille nicht zu finden wäre.

Gott erschuf die ganze Welt. Nichts kann bestehen, was Gott nicht will. So können wir in allem Gottes Gegenwart finden: in der Luft, in den Bäumen, in der Sonne, in den Blumen, im Wasser. Es ist praktisch unmöglich, irgendwo hinzugehen, wo Gott nicht da wäre.

Als Gott Adam erschuf, gab er ihm einen Leib und eine Seele mit einem freien menschlichen Willen. Durch diesen freien Willen unterscheidet sich der Mensch von den Tieren. Gott wollte den Menschen aber noch mehr erhöhen. Er wollte, dass der Mensch ihm noch ähnlicher sei. Deshalb gab er ihm seinen Göttlichen Willen als Geschenk. Erst damit war Adam vollkommen glücklich.

Gott wollte mit uns eins werden, wie z.B. ein glückliches Ehepaar im Willen eins ist, wenn es gemeinsame Entscheidungen trifft. Auch ein Kind, das seinen Eltern grenzenlos vertraut und sich von ihnen geliebt weiß, fühlt sich durch deren Willen und Entscheidungen nicht bevormundet. So wollte Gott auch, dass der Mensch sich von ihm leiten lässt, ohne dabei seinen freien Willen zu verlieren, denn Gott möchte keinen erzwungenen Gehorsam.

Gott liebt den Menschen mehr als wir uns vorstellen können. Er möchte den Menschen glücklich machen und von ihm in derselben Weise geliebt werden, wie er den Menschen liebt. Vor dem Sündenfall war Adam dazu fähig, weil er den göttlichen Willen besaß. Auch wir werden erst dann Gott wirklich ganz lieben können, wenn wir den göttlichen Willen in uns aufnehmen.

Zu einem gewissen Zeitpunkt wollte Gott den Menschen prüfen, um seine Liebe und Treue zu stärken. Er gab Adam das Verbot, nicht von einem bestimmten „Baum“ zu essen. Das wäre für Adam nicht zu schwer gewesen. Adam hätte damit Gott zeigen können, dass ihm der Wille Gottes das Wichtigste ist.

Die „Schlange“ verführte den Menschen. Sie sagte ihm, dass er selber werden könnte wie Gott, wenn er davon essen würde. Weil Adam Gott nicht genügend vertraute und deswegen nicht gehorchte, verlor er das Leben im Göttlichen Willen und damit auch die besondere Hilfe Gottes, die heiligmachende Gnade.

Durch die Sünde Adams wurden die Menschen von Gott getrennt. Weil Gott uns Menschen aber so sehr liebt, hat er Jesus Christus als Retter gesandt. Durch seinen Tod am Kreuz hat er uns ein neues Leben mit Gott geschenkt. Von nun an steht uns der Himmel wieder offen. Durch das Sakrament der Taufe können wir wieder am Leben Gottes voll teilnehmen. Denn Jesus hat uns nicht nur vom ewigen Tod erlöst, sondern er hat das Leben im Göttlichen Willen für alle Menschen ermöglicht. 

Gott hatte seinen Plan, den Menschen vollkommen an seinem Göttlichen Willen teilnehmen zu lassen, nie aufgegeben. Bevor Jesus von der Erde zurück in den Himmel ging, hat er für uns sein wichtigstes Gebet hinterlassen, das Vaterunser. Darin beten wir: „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ Jesus betet darum, dass die Menschen den Willen Gottes auf Erden genauso erfüllen wie im Himmel. Das ist ohne eine außergewöhnliche Hilfe von Gott für den Menschen unmöglich. Weil aber Jesus uns dieses Gebet selber gelehrt hat, deshalb haben wir die sichere Hoffnung, dass es in Erfüllung gehen werde.

Bereits im Alten Testament hat Gott schon davon gesprochen, wie er das machen werde: „Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist gebe ich in euer Inneres. Ich beseitige das Herz von Stein aus eurem Fleisch und gebe euch ein Herz von Fleisch. Ich gebe meinen Geist in euer Inneres und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und auf meine Rechtsentscheide achtet und sie erfüllt“ (Ez 36,26f.). Das neue Herz und der neue Geist ist das Leben im Göttlichen Willen. Gott selbst bewirkt, dass sein Wille unser eigener Wunsch wird, unser „Herz“.

Dies hat auch Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika „Deus Caritas est“ (Nr. 17) betont: „Die Erkenntnis des lebendigen Gottes ist Weg zur Liebe, und das Ja unseres Willens zu seinem Willen einigt Verstand, Wille und Gefühl zum ganzheitlichen Akt der Liebe. […] Dasselbe wollen und dasselbe abweisen — das haben die Alten als eigentlichen Inhalt der Liebe definiert: das Einander-ähnlich-Werden, das zur Gemeinsamkeit des Wollens und des Denkens führt. Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, dass diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, dass in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst. Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück.“

Die Gabe, im Göttlichen Willen zu leben – also die Verwirklichung der Taufgnade – wird die ursprüngliche Einheit des Menschen mit Gott wieder herstellen.

Die Dienerin Gottes Luisa Piccarreta (1865 – 1947) hat das Charisma empfangen, das Leben im Göttlichen Willen in der Kirche bekannt und bewusst zu machen. Ihre gesamten Schriften wurden bereits mehrmals theologisch geprüft und es wurde darin kein Glaubensirrtum gefunden.[1] Das ist äußerst erstaunlich, denn Luisa hatte nur die erste Stufe der Grundschule besucht und schrieb über 36 Bände. 2004 wurde der bischöfliche Seligsprechungsprozess abgeschlossen und befindet sich seit 2005 auf vatikanischer Ebene.

In einer inneren Einsprechung sagte Jesus zu ihr, wie sehr er sich wünsche, dass die Menschen wieder ganz in Einheit mit Gott leben: „Das ist meine Absicht mit dir, dich zu dem Ursprung zurückkehren zu lassen, wie der Mensch von Gott erschaffen wurde. Ich will keinen Abstand zwischen mir und dir: das, was mir gehört, soll auch das Deine sein!“ (7. Februar 1926)

[1]    Besonders hervorzuheben ist hier die Doktorarbeit von Pater Dr. Joseph Iannuzzi „The gift of the Living in the Divine Will in the writings of Luisa Piccarreta“. Sie bekam 2012 die kirchliche Approbation der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Dazu ist auch eine kleine Broschüre unter dem Titel „Die Gabe des Lebens im Göttlichen Willen in den Schriften von Luisa Piccarreta“ erschienen, die 2013 das Imprimatur in Rom erhielt.

Mit der Taufe bekommen wir die heiligmachende Gnade, durch die wir mit Gott in besonderer Einheit leben können. Es kommt nur darauf an, dass wir mit Vertrauen und Liebe unseren Willen für den Göttlichen Willen öffnen. Das aufrichtige Verlangen und eine sehnsüchtige Bitte genügen, um diese größte Gabe Gottes zu empfangen. 

Damit Gott unser Leben ganz ausfüllen kann, genügt es nicht, nur einmal den Wunsch danach zu haben. Der Mensch ist nicht in der Lage, Gott in einem Moment ganz aufzunehmen. Wir müssen immer wieder unsere Grundentscheidung erneuern und alle Ereignisse unseres Lebens in den Göttlichen Willen hereinholen. Gott will uns dieses Geschenk machen. Er sehnt sich danach, dass wir uns für seine Liebe öffnen. Wenn wir in kleinen Schritten beginnen, dann können wir das große Ziel erreichen, weil Gott uns helfen wird. Unsere Sehnsucht zieht Gottes Liebe an.

Dazu gibt uns Jesus in den Schriften Luisas ganz praktische Hilfsmittel an die Hand:

Das Morgengebet: Am Morgen sollen wir uns gleich ganz mit dem Göttlichen Willen verbinden. Wir tun dies, indem wir alle Handlungen, jede Arbeit, alle Aufgaben, die vor uns liegen, schon im Voraus mit dem Göttlichen Willen vereinen. Jesus vergleicht das mit der aufgehenden Sonne. Sobald der Mensch bereit ist, das Steinchen seines eigenen Willens beiseite zu räumen, geht die Sonne des Göttlichen Willens auf und schenkt neues Leben. Während des Tages kann diese „Sonne“ jedoch durch die Wolken unserer Sorgen und durch unglückliche Umstände verdunkelt werden. Deshalb ist es gut, sich auch während des Tages öfters ganz bewusst mit dem Göttlichen Willen zu verbinden. 

Alles mit Jesus tun: Während des Tages sollen wir so oft wie möglich daran denken, alles zusammen mit Jesus zu tun. Wirklich groß ist nur, was mit Gott zusammen getan wurde.

Sakramente: Es ist besonders gut, die Sakramente im Göttlichen Willen zu empfangen. Wir können das ganz einfach tun, indem wir uns mit Jesus verbinden und sagen: „Ich will Dich jetzt im Göttlichen Willen in diesem Sakrament empfangen“ (z.B. Beichte, hl. Kommunion).

Wenn man aufhört, sich um das Leben im Göttlichen Willen zu bemühen, dann kann diese Gabe vertrocknen wie eine Blume, die nicht mehr gegossen wird.

„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…“ (Mt 18,3)

Jesus ruft uns auf, Kinder Gottes zu werden, um so in das Reich Gottes einzutreten und sich vom Leben im Göttlichen Willen verwandeln zu lassen. Dann wird der Wille Gottes auf Erden genauso erfüllt werden wie er im Himmel geschieht – auf göttliche Weise – zur größten Freude für Gott und … (hoffentlich auch) für Dich!

Aus dem Aufruf des Herrn:

„Ich komme als Vater zu meinen vielgeliebten Kindern, um bei ihnen zu bleiben und mit ihnen ein gemeinsames Leben zu führen, in dem nur ein Wille und eine Liebe wirksam sind.

Meine Liebe ist so groß, dass Ich über euer vergangenes Leben keine Rechenschaft fordere. Alle eure Verschuldungen, alles Böse, das ihr getan habt, will Ich im Meer Meiner Liebe begraben, im Feuer Meiner Liebe verzehren lassen. So beginnen wir gemeinsam ein neues Leben, ganz in Meinem Willen.

Ich komme als König zu Meinem Volk, nicht um Steuern und Abgaben zu fordern, nein, vielmehr dass ihr Mir euren eigenen Willen, euer Elend, eure Schwächen, alle eure Übel abtretet. Meine Hoheit beansprucht nur das, was euch quält, unglücklich und ruhelos macht, um alles in den Feuerofen Meiner Liebe zu werfen und dort in Flammen aufgehen zu lassen.

Meine Offenbarungen über Meinen Willen werden wie Balsam sein und die Wunden heilen, die der menschliche Wille hervorgebracht hat. Wer das Glück haben wird, sie zu kennen, wird den Fluss eines neuen Lebens des Lichtes, der Gnade, der Stärke fühlen, um in allem Meinen Willen zu erfüllen.“